Brustlos? Leben!

Über meine Entscheidung, brustlos zu leben – Gedanken, Erfahrungen und Ermutigungen

Wenn eine Frau aufgrund einer Brust(krebs)erkrankung eine Brust oder beide Brüste „verliert“ (Mastektomie), dann ist das ein abgrundtiefer Einschnitt in ihrem Leben, ein bitterer Verlust.

In unserer Gesellschaft, mit Krankenversicherung für fast alle und den Möglichkeiten der modernen Medizin, hat eine Frau zum Glück heute mehr Optionen als früher, mit diesem Verlust umzugehen: Sie kann eine operative Rekonstruktion vornehmen lassen, mit körpereigenem Gewebe und/oder mit Silikonimplantaten. Sie kann Epithesen tragen. Es gibt zahlreiche Informationen über die chirurgischen Möglichkeiten. Die Hersteller von Epithesen und Epithesenwäsche sparen ebenfalls nicht mit Werbung und Broschüren. Das Internet ist voll von Vorher-/Nachher-Bildern und Erfahrungsberichten. Das ist wirklich Klasse, vor allem für diejenigen Frauen, die einen Brustaufbau vornehmen lassen oder Epithesen tragen möchten.

Aber wie frei ist eine Frau, das Fehlen einer Brust oder beider Brüste nach einer Mastektomie nicht zu kaschieren? Muss sie sich dafür rechtfertigen? Und warum gibt es kaum Informationen darüber, wie eine Frau nach Mastektomie ohne Rekonstruktion zurecht kommt? Was dafür spricht? Worauf sie achten kann, schon beim Gespräch mit dem Operateur? Wo sie „danach“ Kleidung (inkl. Wäsche) findet, in der sie sich wohlfühlt und gern zeigen mag.

Wie lebt es sich brustlos?

Wer das Wort „brustlos“ im Duden sucht, bekommt folgendes angezeigt:

Leider haben wir zu Ihrer Suche nach ‚brustlos‘ keine Treffer gefunden. Oder meinten Sie: trostlos?

Nein, meinte ich nicht! Ist „brustlos“ wirklich kein gängiges Wort?

Ich suchte weiter. Auch andere Webseiten spuckten weitere mehr oder weniger originelle Ergebnisse aus, sowohl in Deutsch als auch in Englisch :

Meinten Sie: restlos? Brustflosse? Brustton?
Did you mean: restless? breathless?“

Well, …

Es scheint, hier gibt es Nachholbedarf. Und zwar nicht nur sprachlich, sondern auch die Tatsache betreffend, dass ein Leben mit nur einer und auch ganz ohne Brust möglich ist und für manche Frau eine bessere Option als die üblichen Rekonstruktionsangebote.

Als ich mich vor über 6 Jahren zum ersten Mal zwangsläufig mit dieser Frage auseinander setzen musste, waren die Suchergebnisse im Internet mehr als dürftig. Ergiebiger wurde es in den letzten Jahren insbesondere bei Ausweitung der Suche auf den englischsprachigen Raum. Plötzlich waren da Gleichgesinnte, Fenster gingen auf – ich fand Ermutigung und schließlich meinen Weg.

Inzwischen haben sich einige Frauen aus dem englischsprachigen Raum zusammengeschlossen und viele der bis dahin verstreuten Angebote, Informationen und Bilder zum Thema „Brustlos leben“ auf einer Webseite zusammen gebracht: www.flatclosurenow.org.

Das ist großartig und ein sehr empfehlenswertes Angebot, aber leider nur in englischer Sprache.

Deswegen hilft es vielleicht anderen Frauen, hier zu lesen was ich für mich (heraus) gefunden und welche Erfahrungen ich gemacht habe.

Ich hoffe sehr, dass ich niemanden vor den Kopf stoße. Jede Frau muss ihren eigenen Weg finden, ist am Ende allein mit ihrer Krankheit, ihren Gefühlen, ihrem Körper. Aber zu wissen, dass im Nachbarboot eine sitzt, die auf dem gleichen Fluss unterwegs ist, könnte ein bisschen helfen … Das wäre schön.

Wer Kritik loswerden möchte, etwas ergänzen oder korrigieren, der schreibt mir am besten per E-Mail.

Julika

(Januar 2019)

postZEICHENFOLGE@brustlos.de