Fundsachen zum Thema Brustrekonstruktion

Hin und wieder schaue ich im Netz, ob es etwas Neues gibt. Das ist gar nicht so leicht, weil ich der Suchmaschine leider nicht sagen kann, was ich nicht suche. Also z. B. Mastektomie ohne Rekonstruktion. (Kann bitte jemand diese Funktion erfinden?!) Folglich stolpere ich auch immer wieder ungewollt über Fachbeiträge zum Thema Brustrekonstruktion wie diesen hier: „Pro und Kontra der primären Brustrekonstruktion heute“.

Ich zitiere in Auszügen aus dem Beitrag:

Argumente gegen die Sofortrekonstruktion

Frauen, die im Rahmen der Brustentfernung eine Rekonstruktion erhalten, fehlt die Erfahrung der «Brustlosigkeit», wodurch die Zufriedenheit mit der rekonstruierten Brust schlechter wird.
Dieser Aussage müssen wir zustimmen. Frauen, die das Trauma einer Phase der Brustlosigkeit erlebt haben, sind mit der rekonstruierten Brust tendenziell zufriedener. Trotzdem denken wir, dass es unsere Aufgabe ist, genau dieses Trauma der Brustlosigkeit zu vermeiden und im Rahmen der Aufklärung die Erwartungshaltung der Patientin auf die richtige Ebene zu bringen. Kontakt zu Patientinnen, die bereits eine Rekonstruktion erhalten haben, kann hierbei hilfreich sein.

Argumente für die Sofortrekonstruktion

Patientinnen müssen nicht das Trauma der Brustlosigkeit erleben.
Die Vor- und Nachteile dieser Situation wurden oben im Artikel bereits ausführlich erwähnt. Verschiedene Studien konnten klar aufzeigen, dass Frauen nach Entfernung ihrer Brust und erhaltener Sofortrekonstruktion ein deutlich besseres Körperbild aufweisen und ebenfalls in puncto sexuellem Selbstbewusstsein und gefühlter Lebensqualität deutlich besser abschneiden. Aus diesem Grund sollten wir Frauen nicht erst einem Trauma aussetzen, nur um ihnen später deutlicher demonstrieren zu können, wie viel besser es ihnen mit einer Brustrekonstruktion geht.

Ich gehe davon aus, dass diese Ärzte viel Erfahrung auf Ihrem Fachgebiet haben und das Beste für ihre Patientinnen wollen, aber der bevormundende Ton macht mich stutzig.

Trotzdem denken wir, dass es unsere Aufgabe ist, (…)die Erwartungshaltung der Patientin auf die richtige Ebene zu bringen.

Was für ein Selbstverständnis! Immerhin:

Kontakt zu Patientinnen, die bereits eine Rekonstruktion erhalten haben, kann hierbei hilfreich sein.

Sicherlich zutreffend. Und aus dem gleichen Grund kann auch Kontakt zu Patientinnen, die sich für ein Leben ohne Brust entschieden haben, hilfreich sein.

Aus diesem Grund sollten wir Frauen nicht erst einem Trauma aussetzen, nur um ihnen später deutlicher demonstrieren zu können, wie viel besser es ihnen mit einer Brustrekonstruktion geht.

Nein, bitte nicht demonstrieren! Frauen muss nichts vorgemacht werden. Sie können selber denken und für sich entscheiden. Dafür brauchen Sie keine „Götter in Weiß“, sondern individuelle Unterstützung und einen Umgang auf Augenhöhe.

Dagegen verschafft ein Beitrag mit dem Titel Brustrekonstruktion nach Mammakarzinom (Deutsches Ärzteblatt | Jg. 112 | Heft 35–36 | 31. August 2015 | S. 593 ff) einen recht guten, systematischen Überblick über die aktuellen Möglichkeiten der Brustrekonstruktion, Indikationen und Kontraindikationen. Und trifft dabei auch die folgenden Aussagen:

Die Datenlage zu jeglicher Art der Rekonstruktion ist begrenzt.

Zukünftige Studien sollten die Lebensqualität und das langfristige ästhetische Ergebnis nach einer Brustrekonstruktion untersuchen.

Auch sollten die Kosten, Komplikationen und Folgeoperationen sowie die Versorgungsstrukturen analysiert werden.